Konzert mit Werken des Maihinger Komponisten im Reimlinger Renaissance-Schloss
(kif). Joseph Haas,dem 1879 in Maihingen gebürtigen Komponisten,war ein ganzer Konzertabend in der Kulturetage des Reimlinger Schlosses gewidmet.
Der kleine Saal des Schlosses bot sich förmlich für einen Lieder- oder einen Klavierabend an und so kam es zu einer Mischform, die den hochkonzentriert zuhörenden Besuchern das kompositorische Werk des seinerzeit hochberühmten Komponisten näherbrachte. Der Enkel des Komponisten, Wolfgang Haas, moderierte den Konzertabend teils mit Einführungen in die Werke, teils mit Anekdoten aus dem Leben seines Großvaters und gab so der ganzen Veranstaltung eine persönliche Note.
Mit „Unterwegs” op. 65 – einem Liederzyklus nach sieben Gedichten von Hermann Hesse aus dem Jahre 1925 – stellten Monika Wiech (Sopran) und Martin Müller (Klavier) eine innige Bearbeitung der literarischen Vorlage vor, die bei einfach gehaltener Gesangstimme und absolut selbstständigem Klavierpart die eigenständige Kompositionstechnik von Haas dokumentierte. Der Klavierpart, zur Vorbereitung von Grundaussagen und Stimmungen auch über längere Passagen solistisch behandelt, stellt den Pianisten vor technische Schwierigkeiten, die Müller auch bravourös – wenngleich oftmals mit etwas viel Pedal – meisterte. Monika Wiech bewältigte ihren Teil ebenso souverän und ließ sich im Verlauf des Konzertes mehr und mehr auf die akustischen Gegebenheiten des doch recht kleinen Saales ein, der eine mehr intime Vortragstechnik erfordert – selbst bei dramatischeren Passagen.
Ergreifend wirkten vier Elegien für Klavier solo „Alte unnennbare Tage” op. 42, die Haas anlässlich des Todes seines Verlegerfreundes Ludwig Schittler schrieb. Gerit Lense überzeugte mit einer absolut klaren, musikalisch subtil ausgearbeiteten Vortragsweise, die Fragen nach der technischen Bewältigung erst gar nicht aufkommen ließ. Dieser Zyklus, vielleicht der tiefsinnigste des Abends, stand kontrastreich zu den „Hausmärchen” op. 35, einer heiteren Folge von neun kapriziösen Stücken, die unter den Händen von Lense zum Vergnügen des Publikums ebenfalls zu kleinen Pretiosen anwuchsen.
„Sechs Gedichte” op. 48 von Cäsar Flaischlen und „Frühling” op. 59 rundeten als Liederzyklen den gelungenen Konzertabend ab. Wiederum von beiden eine überzeugende Interpretation, die Lust auf mehr Haas weckte. Genau dies hat sich auch die 1949 gegründete Haas-Gesellschaft zum Ziel gemacht, die an diesem Abend in Zusammenarbeit mit den Rieser Kulturtagen einen bedeutenden Komponisten der Region würdigte.