Die Pianistin Gerit Lense gastierte in Illingen
IIIingen (ets). Ein anspruchsvolles Programm mit Klavierliteratur von Domenico Scarlatti, Franz Liszt, Johannes Brahms und dem zeitgenössischen spanischen Komponisten Montsalvatge war der gelungene Auftakt der Reihe „Illinger Rathauskonzerte” 1999. Mit Sensibilität und dem Gespür für Sanglichkeit, Linie und „großen Atem” neben einer ausgefeilten Technik und subtiler Anschlagskultur gelang es der in München lebenden Pianistin Gerit Lense, die Zuhörer im gut besetzten Rathaussaal 90 Minuten lang in ihren Bann zu ziehen.
Die mehrfache Preisträgerin bei Klavierwettbewerben studierte in Stuttgart bei Professorin Renate Werner. Nach dem Examen als Diplommusiklehrerin folgte ein Auslandsstudium am „Conservatorio de Musica” in Barcelona und ein weiterführendes Studium an der Hochschule für Musik in München bei Professorin Margarita Höhenrieder. Gerit Lense ergänzte ihre Studien in internationalen Meisterkursen bei Karl-Heinz Kammerling, Jürgen Uhde, Elsa Kolodin, Edith Picht-Achsenfeld, Andras Hamary, Nina Svetlanova, Louis de Moura Castro, Vladislav Peisahov, Konrad Elser und anderen. Souverän und einfühlsam schaffte die Pianistin den musikalischen Einstieg mit drei Sonaten von Scarlatti. Die Balance zwischen dem differenzierten Klangmodulieren und der zerbrechlichen Musikstruktur dieser Sonaten stellte sie mit ihrer bewundernswerten kultivierten Anschlagstechnik her. Das Klavierstück „Sonatine pour Yvette” von Montsalvatge erinnerte an die Kompostitionsmanier zur Zeit Poulencs und wurde zum besonderen Erlebnis. Oszillierend im Vortrag entstand hier zwischen Pianistin und Musik eine lebendige Ganzheit. Es schien, als ob dieses dreisätzige Werk für sie geschrieben worden sei.
Höhepunkt des ersten Konzertteils war Franz Liszts „Vallée d’Obermann” aus „Années de pèleinage — Suisse”. In der groß angelegten Entwicklung dieser technisch und musikalisch hochanspruchsvollen Komposition konnte die Pianistin mit Klangsicherheit, makelloser Virtuosität und Einfühlsamkeit für gesangliche Melodik das Publikum bezaubern. Die Brahms-Variationen über ein Thema von Händel
Opus 24 nahmen den zweiten Teil nach der Pause für sich in Anspruch. In der Zugabe bot Gerit Lense den begeisterten Zuhörern mühelos noch einmal kraftvolle Virtuosität und atemberaubende Fingerfertigkeit. Die technisch anspruchsvolle Komposition „Teuflische Einflüsterung” aus opus vier von Sergej Prokofjew weckte Assoziationen an Liszts Mephisto-Walzer und wurde zum krönenden Abschluß, der vom Publikum mit viel Applaus belohnt wurde.